Dauerausstellungen im Museum Synagoge Gröbzig
Museum Synagoge Gröbzig - Umgestaltung des ehemaligen Heimatmuseums in das jüdische Museum Sachsen-Anhalts in Abstimmung mit den Zuwendungsgebern
Auftraggeber
Verein der Freunde und Förderer des Museum Synagoge Gröbzig e. V. als Trägerverein des Museums
Kuratorin (Konzeption, Texte und Realisierung)
Dr. Marion Méndez
Gestaltung
Designbüro Partnerconcept Halle
Gefördert durch
das Land Sachsen-Anhalt und Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt
2002/03
Fertigstellung der Dauerausstellungsbereiche zur deutsch-jüdischen Geschichte im mitteldeutschen Raum am Beispiel Gröbzigs im Obergeschoss des ehemaligen Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde Gröbzigs
1. Raum: „Im Kreise der Gerechten und der Gemeinde“, Alltagskultur der Gröbziger Juden, das häusliche Ritual, akkulturiertes Leben jüdischer Bürger zwischen Tradition und Aufklärung
Eine Installation zum Gedenken der in der Shoa ermordeten Gröbziger Juden mit Originalen Kennkarten und Fotografien bildet das Zentrum jenes Raumes, der die Geschichte der Alltagskultur Gröbziger Juden in den Bereichen Handwerk, Rolle der Frau in der jüdischen Tradition, Vereinsarbeit und Wohltätigkeit an Hand von Originaldokumenten und Objekten darstellt. Ein Lehrfilm ist Bestandteil einer räumlichen Inszenierung, die der Bedeutung des Shabbats gewidmet ist.
2. Raum: „Das Ich und das selbst, das Wir. Die Verantwortlichkeit und die Zurechnung“.
Der Sprachwissenschaftler Chajim Heymann Steinthal. Judentum und Intellektualität. Zeitzeugenaussagen über Steinthal und Leseproben aus seinen Werken und Briefen werden in einer Hörstation akustisch vermittelt. Ein Lesepult mit gebundenen Auszügen aus seinen Hauptwerken und kommentierten Briefen zur Nutzung durch die Besucher ergänzt die Präsentation der Erstausgaben einiger seiner wichtigsten Publikationen.
3. Raum: „Chaischeck“, „Charlotte“, „Chochme“ – Neigung, Reue, Klugheit. Leo Löwenthal. Judentum und Sprache
Neben handschriftlichen und gedruckten Dokumenten, die das Wirken des Heimatdichters in seiner Zeit veranschaulichen, geben Leseproben aus seinen Werken in Mundart sowie Lieder in jiddischer und hebräischer Sprache einen akustischen Eindruck von der Sprachenvielfalt Gröbziger Juden.
4. Raum: Judentum in Sachsen- Anhalt. Historische Stellung Gröbzigs
Flur: deutsch jüdische Geschichte - Judentum in Sachsen- Anhalt. historische Stellung Gröbzigs
Verbindungsstelle zwischen den vier thematischen Räumen in diesen Dauerausstellungsbereich ist die Zeittafel auf der Rückseite der gegenläufigen nach oben führenden Treppe mit Daten zur Geschichte der Gröbziger jüdischen Gemeinde, eingebunden in relevante gesellschaftliche Ereignisse in Anhalt und der historischen Entwicklungen in Deutschland
2005/06
Einrichtung einer interaktiven Computerstation im Obergeschoss des ehemaligen Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde Gröbzigs (Raum 4) in Kooperation mit der Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ Halle und der Hochschule Anhalt in Dessau zu drei Themenbereichen:
- virtuelle Rekonstruktionen der Halleschen und Dessauer Synagogen mit Interaktion zu Ritualgerät und Funktionen einzelner Synagogenbereiche
- historischer Überblick über Synagogen, jüdische Friedhöfe und der Darstellung gegenwärtiger jüdischer Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts mit einem Aufruf an die Besucher, die Datenbank mit aktuellen Informationen zu ergänzen
- filmischer, interaktiver Stadtrundgang durch das „jüdische Gröbzig“ mit biographischen Dokumentationen zu Gröbziger jüdischen Persönlichkeiten
2007/08
Synagoge
Der Hauptraum der Synagoge wurde bei der Neugestaltung des Museums von zusätzlichen Ausstellungsobjekten befreit. Die vollständig erhaltene Synagoge aus dem 18. Jh., die Mitte des 19. Jh. einen entscheidenden Umbau erfuhr, ist das wichtigste Exponat des Museums.
Realisierung des Dauerausstellungsbereiches „Dies sind die Feste des Ewigen, die heiligen Berufungen“ – anschauliche Darstellung jüdischer Feste und Riten, Grundlagen jüdischer Tradition auf der Frauenempore der Synagoge.
Die wenigen aus der Gemeinde erhaltenen Kultgeräte (ein repräsentativer Chanukkaleuchter aus dem 19. Jh., zwei Thorarollen und Teile eines Talmuds aus dem 17. Jh.) wurden ergänzt durch modernes Kultgerät, das 2008 in einem Kooperationsprojekt mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle von Studenten mit Beratung des damaligen amtierenden Landesrabbiners Benjamin David Soussans und der Direktorin des Museums gefertigt wurde.
Neben den Exponaten werden Lehrfilme zu den wichtigsten Ereignissen jüdischer Tradition angeboten.
Handreichungen auf der Brüstung der Empore, die ehemals den Frauen zur Ablage der Gesangs- und Gebetbücher diente, beschreiben detailliert die Aufgaben einzelner Kultgeräte.
2017
jüdische Schule
Einrichtung des Dauerausstellungsbereiches im ehemaligen Cheder, der jüdischen Grundschule der jüdischen Gemeinde Gröbzigs
Darstellung von Leben und Wirken Baruch Herzfelds, Lehrer der jüdischen Schule in Gröbzig (um 1830), seiner Rezeption und Vermittlung aufklärerischen Gedankengutes, seiner Beziehung zu Dessau, dem Zentrum der Reformbestrebungen des Judentums an Hand originaler Dokumente
Tafel mit Fotomaterial über die Bedeutung der Herzoglichen Franzschule Dessau, die Baruch Herzfeld absolvierte
Installation mit Texten aus den Jugenderinnerungen des Sprachwissenschaftlers Chajim Heymann Steinthals im Originalwortlaut in einer thematischen Systematik, zu Lehrinhalten und den verwendeten Lehrbüchern mit Biographien ihrer Autoren
Ausstellung originaler Dokumente Baruch Herzfelds und Lehrbücher aus der Zeit des Schulbesuches des Gröbzigers Chajim Heymann Steinthal
Installation: Juden im Ersten Weltkrieg
Installation „Juden im ersten Weltkrieg“ im Flur des ehemaligen Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde Gröbzigs
Präsentation am Beispiel von Faksimiles originaler Dokumente, Auszeichnungen und Fotografien von Emil und Max Goldstein, Söhne einer aus Gröbzig stammenden jüdischen Familie, die das Museum 2003 bis 2015 als Dauerleihgabe ausgestellt hatte
Alle handschriftlichen Überlieferungen in den Faksimiles wurden transliteriert und zeilengenau dem Originaltext zugeordnet. Die Dokumente sind so angebracht, dass der Besucher darin blättern und lesen kann.
Empfangsbereich im Untergeschoss des ehemaligen Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde Gröbzigs
Tafelausstellung im neu gestalteten Empfangsbereich mit Museumsshop und kleiner Kaffebar über die Genesis der Bewahrung des historischen Gebäudekomplexes über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus, seine Rolle als Heimatmuseum seit 1934, in der DDR-Zeit, einschließlich der umfangreichen Restaurierungsarbeiten in den 80er Jahren bis zur Umgestaltung als jüdisches Museum Sachsen-Anhalts 1996 bis 2017
Mit den drei 2017 fertiggestellten Dauerausstellungsbereichen und der technischen Überarbeitung der bereits 2002 bis 2008 realisierten Expositionen, konnte die Umgestaltung des ehemaligen Heimatmuseums in das jüdische Museum Sachsen-Anhalts abgeschlossen werden. Wir danken der Lotto Toto GmbH Sachsen Anhalts und dem Land Sachsen-Anhalt für ihre großzügige finanzielle Förderung.